URNENFELDERZEIT-FRÜHMITTELALTER
Von der Urnenfelderzeit (1200 - 700 v. Chr.) bis ins frühe Mittelalter reichen Siedlungsspuren auf dem strategisch günstig über dem Maintal gelegenen Greinberg. Hier errichten die Kelten den noch heute sichtbaren Ringwall und huldigen die Römer dem Gott Merkur (Funde im Museum der Stadt Miltenberg).
150-260 n. Chr.
Römische Soldaten in den Kastellen "Altstadt" und "Gartenstraße" sichern den Limes, der zwischen Bürgstadt und Miltenberg auf den Main, die sog. "nasse Grenze", trifft (Funde im Museum der Stadt Miltenberg).
MITTELALTER
Auf dem Altstadtkastell entsteht die Vorläufersiedlung der Stadt Miltenberg, das oppidum Walehusen.
Bereits vor der ersten Nennung der Stadt besteht hier eine bedeutende Sandsteinverarbeitung, vor allem zu Sarkophagen und Mühlsteinen. Die im Bullauer Wald liegenden Heunesäulen sind dieser Zeit zuzurechnen und dürften ursprünglich für einen Dombau in Mainz gefertigt worden sein (Exemplare am Mainufer und auf dem Domplatz in Mainz).
13. JAHRHUNDERT
1226
Erste urkundliche Erwähnung der "Miltinburc" als Besitz des Erzbischofs von Mainz
1237
In einer Urkunde für das Kloster Bronnbach wird Miltenberg erstmals als Stadt, Zollstelle und Handelsplatz genannt.
um 1240
Der Erzbischof von Mainz zerstört in der "Lorscher Fehde" die pfälzische Stadt Wallhausen. Die meisten Einwohner ziehen in den Schutz der Miltenberger Burg.
Günstig an der Welthandelsstraße zwischen Nürnberg und Frankfurt gelegen, die hier den Main überquert, entwickelt sich Miltenberg rasch.
14. JAHRHUNDERT
um 1300
Erste Stadterweiterung bis zum Wammessertor (Nähe Engelplatz) und Schwertfegertor (Mainzer Straße)
vor 1319
Gründung des Spitals St. Peter durch den Erzbischof Peter von Aspelt (zwischen Spital- und Manggasse)
1346
Ein Steuerprivileg (Ungeld) ermöglicht eine rege Bautätigkeit.
1354
Der Kurfürst von Mainz erhält das Recht, in Miltenberg Münzen prägen zu lassen. Die Stadt besitzt Bürgermeister und Rat als Selbstverwaltungsorgane neben den mainzischen Beamten Burggraf, Amtskeller und Schultheiß.
1367
Kaiser Karl IV verleiht das Recht, eine zehntägige Messe abzuhalten, und das Marktrecht für Viktualien, Holz und Eisenwaren.
1379
Das Würzburger und das Mainzer Tor werden erstmals genannt. Damit hat die Stadt eine Ausdehnung erreicht, die erst im 19. Jh. überschritten wird. Sie besitzt ein eigenes Kaufhaus als Lagerplatz für Handelsgüter, das auch als Stadtwaage, Rathaus, Tanz- und Zeughaus, sowie als Getreidespeicher in Krisenzeiten genutzt wird.
1380
Erste Erwähnung der Kapelle St. Laurentius vor dem West-Tor der Stadt
1391
Ein Steuerverzeichnis weist Miltenberg als die wirtschaftlich bedeutendste Stadt im Mainzer Oberstift aus - noch vor Aschaffenburg.
15. JAHRHUNDERT
1440-1520
Der Turm des Frankfurter Doms St. Bartholomäus wird überwiegend aus Miltenberger Sandstein erbaut.
1477
Der Humanist Johannes von Butzbach wird in Miltenberg geboren. Er stirbt 1516 als Prior des Klosters Maria Laach. Sein "Odeporicon" ist die erste deutsche Selbstbiografie.
16. JAHRHUNDERT
1506
Erste Beschreibung der Stadt durch Johannes Butzbach
1522
Miltenberg wird eigene Pfarrei. Der Erzbischof Albrecht von Mainz verhindert den Reformationsversuch des aus Wittenberg geholten Pfarrers Johannes Drach.
1525
Unter der Führung des Amtskellers Friedrich Weygandt, einem der führenden politischen Köpfe der Revolution, beteiligen sich die Bürger Miltenbergs am Bauernkrieg.
1552
Zerstörung der westlichen Stadt und der Burg durch den Grafen von Oldenburg im Krieg des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach gegen die "Mainbistümer"
1583
Der Rat der Stadt läßt den Marktbrunnen durch den Bildhauer Michael Junker erstellen.
1590
Im Auftrag des Wirtes Jost Virnhaber errichtet der Zimmermann und Architekt Jacob Stoer den "Riesen" in seiner heutigen Gestalt.
17. JAHRHUNDERT
1611
Das heutige Museum, 1541 als Wohnhaus von Amtmann Bernhard von Hardheim erbaut, erhält durch Ambrosius Brösamer Erker, Stuckdecken und steinerne Wendeltreppe. 1625 wird das Gebäude Amtskellerei.
1615-1629
Hexenprozesse in Miltenberg: 453 Personen geraten in den Verdacht der Hexerei, 69 werden hingerichtet. Das Mainzer Gebiet um Miltenberg gehört zu den Hauptverfolgungsgebieten des Hexenwahns. Frauen und Männer sind in gleicher Anzahl betroffen. Zu den Ursachen gehören die häufigen Ernteausfälle bei Wein und Getreide und der wirtschaftliche Neid.
1619
Miltenberg hat 560 Wohnhäuser und über 3.000 Einwohner. Von Weinbau und Weinhandel ernähren sich 112 Familien.
1618-1648
Im Dreißigjährigen Krieg erweist sich die günstige Verkehrslage als Nachteil: Ständige Truppendurchzüge und Kontributionen zerstören die wirtschaftliche Blüte der Stadt. Am Ende verteilt sich eine auf die Hälfte reduzierte Einwohnerschaft auf nur noch 300 Häuser.
1630
Der Franziskanerorden läßt sich in Miltenberg nieder.
1631-1634
Die Schweden unter Gustav Adolf bringen die Pest.
1640-1648
Die Stadt wird mehrmals geplündert, die Weinberge zerstört und der Wald abgeholzt.
1667
Bau des Franziskanerklosters am Engelplatz. Vom Weinbau ernähren sich nur noch 45 Familien, während der Ackerbau an Bedeutung gewinnt. Fischer und Schiffer werden bis ins 19. Jh. zum stärksten Gewerbe.
1682
Hochwasserkatastrophe; Höhe 1,68 m am Alten Rathaus
18. JAHRHUNDERT
1750-1752
Baumeister Johann Martin Schmidt errichtet das Barockhaus am Marktplatz.
1756
Im Barockhaus am Marktplatz wird der Enkel des Baumeisters, der Komponist Joseph Martin Kraus, geboren, der 1792 als schwedischer Hofkapellmeister in Stockholm stirbt und der "Odenwälder Mozart" genannt wird.
1784
Hochwasserkatastrophe; Höhe 1,72 m am Alten Rathaus
19. JAHRHUNDERT
1803
Nach Auflösung des Mainzer Kurstaates kommt Miltenberg an das Fürstenhaus Leiningen, das mit Mainzer, Würzburger und kurpfälzischen Ämtern für den Verlust seiner linksrheinischen Gebiete entschädigt wird. In der Stadt leben etwa 2500 Einwohner in 484 Wohnhäusern.
1806
Mit dem Fürstentum Leiningen wird Miltenberg dem Großherzogtum Baden einverleibt.
1808
Carl Gottlieb Horstig kauft die Mildenburg.
Der Maler Philipp Caspar Wirth wird als Sohn des Ratsschultheißen Michael Joseph Wirth geboren. Er gehört zu den bedeutendsten Porträtisten der Romantik.
1810
Baden gibt die Ämter Miltenberg und Amorbach an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt ab.
1814
Beim Versuch, über den Main zu setzen, ertrinken 62 Mitglieder des freiwilligen Banners der Sachsen, Teilnehmer am Krieg gegen Napoleon (Sachsengrab).
1816
Miltenberg wird bayerisch. Die napoleonischen Kriege und die neue Grenzlage der Stadt führen zu einer markanten Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.
1817
Der Gerber Philipp Joseph Bischoff und seine Schwester Josepha bringen ihr Vermögen in eine Stiftung ein. Der Bischoffische Fonds besteht noch heute.
1818
Das Königreich Bayern hebt Zoll und Marktrecht auf. Die Stadt erleidet dadurch erhebliche finanzielle Einbußen.
1828-1830
Neubau der beiden Kirchtürme von St. Jakobus
1828
In Miltenberg entsteht ein Demokratischer Club.
1842
Dampfschiffe verkehren regelmäßig auf dem Main zwischen Frankfurt und Würzburg.
1848-1852
In Miltenberg kommt es zu demokratischen Unruhen. Die Demokraten beherrschen den Magistrat.
1854
Der Bau der Bahnlinie Würzburg - Aschaffenburg durch den Spessart bedroht die Existenz der Miltenberger Schiffer.
1866
Choleraepidemie durch preußische Soldaten
1870-1905
Aufblühen der Sandsteinindustrie. Die Industrialisierung fördert die Nachfrage nach Holz aus dem Stadtwald. Miltenberg ist ein wichtiger Umschlagplatz für Gruben- und Langholz, das am Mainufer gelagert wird.
1876
Die Bahnlinie Aschaffenburg - Miltenberg wird eröffnet und bis 1912 in Richtung Amorbach und Wertheim erweitert.
1878
Der Maler Philipp Caspar Wirth stirbt (Zeichnungen und Gemälde im Museum der Stadt Miltenberg).
1893
Beginn der Kettenschleppschifffahrt auf dem Main
1897
Die evangelische Johanneskirche wird eingeweiht.
Der Bau der Wasserleitung sichert die Trinkwasserversorgung der Bürger.
20. JAHRHUNDERT
1900
Einweihung der ersten Mainbrücke
1904
Neubau einer Synagoge an der Mainstraße
Miltenberg erhält ein Elektrizitätswerk
1909
Hochwasserkatastrophe
1912
Miltenberg erwirbt Gelände auf der rechten Mainseite für die Erweiterung der Stadt.
1920
Hochwasserkatastrophe
1932
Bau der Staustufe Kleinheubach
1945
Militärisch sinnlose Sprengung der Mainbrücke
1950
Die neue Mainbrücke wird fertiggestellt.
1955
Miltenberg erwirbt weiteres Gelände von Großheubach auf der rechten Mainseite zur Erweiterung der Stadt.
1967
Eröffnung des Museums am Schnatterloch
1970
Eröffnung des städtischen Hallen-Freibads
1971
Breitendiel wird Ortsteil der Stadt.
1976
Die bisher selbständigen Gemeinden Mainbullau, Schippach mit Berndiel und Wenschdorf mit Monbrunn werden Ortsteile von Miltenberg.
1979
Die Stadt Miltenberg erwirbt die Mildenburg.
1983
Wiedereröffnung des sanierten Alten Rathauses
1987
750-Jahrfeier der Stadt Miltenberg
1990
Eröffnung der Stadtbücherei in der sanierten Domkellerei/Hartigsbau
1996
Neueröffnung des Museums der Stadt Miltenberg in der grundlegend sanierten Alten Amtskellerei am Marktplatz
1997
Sanierung von Marktplatz und Renaissancebrunnen
1999
Spatenstich für den 1. Bauabschnitt des Hochwasserschutzes im Bereich Luitpoldstraße bis Pfarrkirche. Beschlossen nach dem katastrophalen Hochwasser von 1995.
Bayerischer Museumspreis für das Museum Stadt Miltenberg
21. JAHRHUNDERT
2000
Jahrtausendfeier „Millenium“ und Jubiläumsfest 100 Jahre Mainbrücke
Übergabe des neugestalteten Engelplatzes mit Brunnen
2001
Einweihung der „Churfrankenhalle“ und des angrenzenden Parkhauses „Altstadt“
2003
Verkehrsfreigabe der „Umgehung Bürgstadt“ entlastet die Luitpoldstraße
2004
100 Jahre Stadtwerke Miltenberg und Herausgabe der „Chronik der Stadt Miltenberg – 1850 - 1926“ von Jakob Josef Schirmer in zwei Bänden zum Jubiläum
2005
Etwa 800 Kubikmeter Felsen brechen im Bereich des Sachsengrabes an der Mainzer Straße aus der Felswand und stürzen auf ein Gebäude und die nahe Straße. Umfangreiche Sicherungsmaßnahmen u.a. Änderung der Bestockung folgen an dem gefährlichen Hang.
500. Geburtstag des bedeutenden in Miltenberg geborenen Graecisten Johannes Hartung, den ein Buch der Frankenbundgruppe Miltenberg „zu neuem Leben erweckt“. Er lehrte an den Universitäten Heidelberg und Freiburg.
2006
Museumserweiterung um die beiden Renaissance-Gebäude der „Alten Lateinschule“ im Schnatterloch
Denkmal vor seinem Geburtshaus am Marktplatz zum 250. Geburtstag des Komponisten Joseph Martin Kraus. Künstler Helmut Kunkel, Aschaffenburg, Stifter Fremdenverkehrsverein
2007
Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken für das Museum Stadt Miltenberg
2008
„Unterfränkische Kulturtage“ und „Tag der Franken“
Fertigstellung und Einweihung der Umgehung für Miltenberg, Bürgstadt und Kleinheubach und der neuen Martinsbrücke. Entlastung der Mainstraße und der alten Mainbrücke
Statue des Heiligen Martin, eine Stiftung der Miltenberger Fünf-Wunden-Bruderschaft und der Bürgstadter Sebastians-Bruderschaft, aufgestellt. Künstler Rainer Englert, Walldürn-Neusass
2011
Eröffnung Museum Burg Mildenburg – Burggeschichte und Ikonen und Moderne Kunst
Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken für das Museum Burg Miltenberg
2012
775 Jahre Stadt Miltenberg und Festschrift „Beiträge zur Stadtgeschichte“
Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt des Hochwasserschutzes von der Pfarrkirche bis zur „Rose“
2015
20 Jahre Theatertage auf der Mildenburg mit der „Theaterachse“ aus Salzburg
2016
Skulpturengarten im Hof der Mildenburg
Einweihung und Verlegung des Schlusssteines beim Hochwasserschutz am Main. Miltenberger und Gäste aus nah und fern genießen das „neue Mainufer“
„Wasser marsch!“ am Staffelbrunser-Brunnen, gestiftet vom Fremdenverkehrsverein; Künstler Helmut Kunkel, Aschaffenburg
Erstes Miltenberger Mainuferfest – seit 2017 im zweijährigen Rhythmus
2017
Revitalisierungsprogramm im Umfang von 1 Million Euro zur Rettung der bedrohten Altstadt durch bauinteressierte Bürgerinnen und Bürger
Spatenstich für den Neubau eines Museumsdepot mit Stadtarchiv und Jugendzentrum am Mainzer Tor
650 Jahre Messerecht der Stadt Miltenberg
Verleihung des „Deutschen Umweltpreises“ an die Miltenberger High-Tech-Unternehmer Bernhard und Johannes Oswald
2018
Der Künstler Günter Demnig verlegt auf Anregung der "Initiative gegen das Vergessen" insgesamt 44 sogenannte "Stolpersteine" im Pflaster vor Wohnhäusern, deren jüdische Bewohner dem Holocaust zum Opfer gefallen sind.
2019
Einweihung des Museumsdepots mit Stadtarchiv und Jugendzentrum
Zusammengestellt von Wilhelm Otto Keller